Donnerstag, 14. Juli 2011

Doğubeyazıt ist nicht das Problem

Eigentlich dachte ich, das wird ein harmonischer Abschluss in der Türkei, als mir vor zwei Wochen die schwerbewaffnete, stets streng blickende Jandarama über den Laustsprecher ihres Lieferwagens einen schönen Tag wünschte und mich wilkommen hiessen, als ich mit 20km/h an ihnen vorbei rauschte. Ok, 20km/h sind nicht schnell, wenn man aber den von Hügeln und Bergen umgebenen, türkisen Vansee vor sich hat, wird Radfahren rasch zum Rausch.
Mit: 'jaja, Harmonie wird überbewertet', fand ich wieder meinen Frieden, nachdem mein Hinterrad 100km spaeter schlapp machte. Die erste Busfahrt war also angesagt. Wie unkompliziert die Türken, bzw. Kurden sind, zeigt sich darin, dass 20 Leute, mit teils viel Gepaeck plus mein Fahrrad nochimmer in den Minibus passen. Bei Strassenbaustellen bringt man die Autofahrer dazu langsamer zu fahren, indem irgendwelche schlechtbezahlten Kinder, die gerade Ferien haben, Steine auf die Strasse werfen. Hab' keinen gesehen, der da einfach durchgerast ist.
Nun, sind wir seit beinahe 2 Wochen in Doğubeyazıt und warten auf ein Ersatzteil. Der Gang zur Post ist bereits fester Bestandteit oder sogar Basis unserer Tagesstruktur. Als ob, man auf seine Liebe warte, gehen wir zur Post, in der Hoffung das Paeckchen ist angekommen und jedesmal bitter ist die Enttaeuschung. Harmonie wird eigentlich nicht überbewertet, nur erfordert es zur Zeit mehr Disziplin. 'Wenigstens werden die Ein-Band- und Backgammonskills besser', 'wenigstens können wir ausschlafen', 'hey, wir haben arte im TV', 'wir lernen ein Staedtchen besser kennen', 'wir können auf den Ararat blicken'. In einzelnen Momenten reichen die Argumente, in vielen aber nicht. Die Grenze zum Iran ist keine 40km entfernt, dort drüben sozusagen. An einigen Tagen fühlt es sich wie eine Gefangenschaft an, obwohl es der türkischstaemmige, in New York aufgewachsene und lebende, Soldat, der seinen einjaehrigen Militaerdienst leistet und hierher versetzt wurde, es natürlich auch nicht leicht hat.
Relativieren ist gut. Sehr gut sogar. Immerhin hab' ich ja lange Ferien und viel schönes vor mir, immerhin ist der Iran da drüben. Ich möcht einfach weiterreisen, Fahrradraeusche..
Ach, die Ungeduld.
Ein Tipp zum Schluss: 'Wenn ihr wegen des Essens in die Türkei kommt, verlasst Istanbul nicht. Und falls ihr nach Doğubeyazıt reist, oberhalb der Migros gibt es ein Restaurant, das Spaghetti serviert. Nein, gut sind sie nicht, aber die besten seit langem.'
Und für die besorgten unter Euch: 'Wenn wir hier die naechsten vier Wochen nichts eintragen, heisst das nicht, dass uns wegen Diebstahls die Haende abgeackt worden sind, auch nicht das wir getötet wurden aufgrund eines verbotenen Stelldicheins. Vermutlich faellt die Seite lediglich unter die iranische Internetzensur.
liebe LeserInnen
bis bald