Dienstag, 24. Mai 2011

İstanbul und warum Gott kein Türke ist.

'15 Millionen Einwohner wollen ein angemessenes Suburbien', wird einem klar wenn man von Westen in die Stadt einfaehrt, die Hügelchen erklimmt, die abends trotzdem einen kleinen Pass ergeben. Die Strassen gross und gut genutzt, unblaublich praktisch, fuer Autofahrer. Sind wir aber nun mal nicht. Ich frag mich also, warum ich dies tue, denke an die Gruende und hoere bei eins auf zu zaehlen.
Ein eigentliches Zentrum gebe es hier nicht und nach Sultanahmed gehe man eh nur, wenn man beten wolle, erfahren wir spaeter von einem, cool wirkenden, jungen Erwachsenen, der Andi bei seinem musikalischem coming out miterleben durfte. Und es fand nicht in Sultanahmed statt.
Vom Essen hat Euch Andi ja bereits erzaehlt und wenn ich daran denke, bin ich froh auf dem Computer zu schreiben, da ich ansonsten mit meinem Speichel die ganze Tinte verschmieren würde. Wenn Gott Türke waere, waer die Völlerei keine Todsünde, sondern ein Gebot. Dafür glaube ich, mein Gaumen ist Türke. Der versteht jede Speise, fliessend!
Heute wurden wir ein Mal mehr Zeuge des Erfolgskonzeptes kontrollierte Planlosigkeit: Man weiss nur ungefaehr, wo man ist, nur ungefaehr, wohin man moechte und hat keine Ahnung, wie man dahin kommt. Im Zweifelsfall wirft man eine Münze. Und der heutige nach dem Konzept gelebte Tag sah so aus: Andi beeil Dich, wir können nur bis 11:30h frühstücken. Nein, ich weiss nicht genau welches Boot wir nehmen müssen, ich hatte keine Lust dem unsympathischen Hostelangestelltem zu zuhören. Mmh, da gibts Mantı. Ach so, das ist ja das Stadion von Fenerbahçe, die haben am Sonntag die Meisterschaft gewonnen. Das erklaert die blaugelbe, euphorische, Menschenmasse im Quartier. Istanbul, Du bist wie für mich geschaffen und hast keine Zaeune aufgestellt. Wir könnten Billard spielen, aber wo war das schon wieder? Hey, wir kennen uns doch von neulich Abend? Essen? ok. Ja, wir wechseln auch die Sitzbank, wenn ausgerechnet dort ein Film gedreht wird.
Bekannte Schauspieler waren zwar keine dabei, wir arbeiten aber daran, wissen nur noch nicht wie.
Und morgen gilt die Montagskollerausrede nicht mehr und es geht nach Asien, mit dem Rad.
Liebe Leser, İstanbul
bis bald

Sonntag, 22. Mai 2011

Was soll man da noch schreiben?

Merhaba!
Der Balkan liegt hinter uns, nun ist es nur noch eine Brücke, die uns von Asien trennt! Bosnien, der Ausflug in die Unterhaltungsbranche wurde mit Sandwiches und Kaffee entgolten, Serbien, gelernt, dass Bosnier nicht nett aber freundlich sind, gelernt, dass die Tasche mit Pass, Kreditkarte, Bargeld, etc. liegengelassen werden kann und es nur einiger nervenaufreibenden Stunden bedarf, bis man diese wieder vollstaendig zurückbekommt. Bulgarien, die erste Zeitzone überfahren, nun schon mit fixem Zeitplan bis İstanbul, schnell durchradelt, die letzten paar Tage bis zur Grenze Schnellstrasse ohne Pannenstreifen, Lastwagenfahrer, die sich einen Spass daraus machen, möglichst nahe vorbeizufahren, Hunde nur noch liebenswürdige Tiere, einfach etwas ungeschickt im Ausdruck. Bulgarien nahm es uns wohl übel, dass es so durchrast (Tim würde dem wohl anders sagen...) wurde, mindestens einmal am Tag Regen, gerne auch mal Hagel zur Abwechslung.
İn Edirne der erste Stopp in der Türkei, die Gewissheit, dass wir uns nun in einer anderen Welt befinden. Kleine Stadt, unglaubliche Dichte an Moscheen und Minaretten, jeder auf der Strasse scheint irgendwas zu verkaufen und dann das Essen! Köfte in allen Variationen, Kebap, Shish Tavuk, Lahmaçun, Pide, etc. Und dann die Süssigkeiten! Pastahane heissen die Tempel in deren Schaufenstern sich Süsses in tausend (mindestens!) Farben und Formen stapelt, bis jetzt war alles, was wir probiert haben, grossartig! Und dann, in İstanbul, sah ich sie: Dicke, braune, mit gebrannten Pistazien, Mandeln oder Baumnüssen gefüllte Stangen, zu Türmen geschichtet: Die Mutter aller Süssigkeiten! Ohne Radeln wird man hier innert kürzester Zeit fett und glücklich!
Von Edirne nach İstanbul ein scheinbar endloses rauf und runter, von allen Seiten Gehupe und Zurufe, Muskelkater vom Winken, die Abstaende zwischen den Dörfern und Staedten werden kleiner, der Verkehr nimmt zu, die Spuren der Schnellstrasse auch, der letzte Tag zwar kurz aber hoher Adrenalinausstoss. Und jetzt sind wir hier, İstanbul ist super aber teuer, das Konzert war grandios und morgen fahren wir über die Brücke und sind in Asien!